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© Hildegund Rißler

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Hildegund Rißler

JANUSZ KORCZAK

WJanusz KorczakJanusz Korczak, eigentlich Henryk Goldszmit, wurde 1878 in Warschau als erstes Kind einer wohlhabenden Anwaltsfamilie geboren, die als assimiliert galt. Erst in Zeiten des wachsenden Antisemitismus fing Henryk an, sich mit seiner jüdischen Abstammung zu beschäftigen.

Er begann früh zu schreiben und veröffentlichte bereits in seiner Schulzeit einen Roman („Der gordische Knoten“). Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums in Warschau studierte er Medizin an der Kaiserlichen Universität ebenda. Warschau war zu dieser Zeit Teil des Russischen Reichs. Er blieb dort weiter schriftstellerisch tätig, unter dem Pseudonym Janusz Korczak, welches ihn sein ganzes späteres Leben begleitete.

Nach seiner Promotion als Facharzt für Pädiatrie erhielt er eine Anstellung an einer Warschauer Kinderklinik. Die zusätzlichen Einnahmen aus seiner schriftstellerischen Tätigkeit kamen seinem ärztlichen und sozialen Engagement für arme und verwahrloste Kinder zugute. Als er 1911 die Leitung eines nach seinen Plänen neu errichteten jüdischen Waisenhauses angeboten bekam, gab er den Arztberuf auf und sagte zu. Das Waisenhaus wurde von da an sein Lebensinhalt. Dafür war er rastlos tätig, als Leiter mehrerer Waisenhäuser für jüdische Straßenkinder, als Dozent am Institut für Sonderpädagogik, als Sachverständiger für Erziehungsfragen und als Autor.

Im Zusammenhang mit dem offenen Antisemitismus, der sich in der Gesellschaft (auch in der polnischen) ausbreitete, beschäftigte er sich mit dem Zionismus und erwog zeitweise, nach Palästina zu emigrieren, verwarf den Plan jedoch wieder.

Am 2. Oktober 1940 befahlen die Deutschen allen jüdischen Einwohnern der Stadt innerhalb von sechs Wochen den Umzug in ein Gebiet westlich des Zentrums. Alle nichtjüdischen Bewohner wurden gezwungen, den Stadtteil im gleichen Zeitraum zu verlassen. Der Stadtbezirk „das Warschauer Ghetto“, wurde ab dem 15. November mit einer 18 Kilometer langen und 3 Meter hohen Umfassungsmauer hermetisch abgeriegelt. Die anfangs 22 Tore wurden von SS-Personal bewacht. Das Ghetto erhielt eine nominelle „Selbstverwaltung“ in Form eines den Deutschen vollkommen unterstellten Judenrats, dem wiederum eine unbewaffnete „Ordnungspolizei“ unterstand. Der Judenrat war zuständig u.a. für die Armenfürsorge, für die Einhaltung der allgemeinen Ordnung und der Arbeitsbedingungen. Nur als perfide kann seine übelste Aufgabe bezeichnet werden, regelmäßig die von den Deutschen für die Abtransporte in die Vernichtungslager (im wesentlichen Treblinka) geforderte Anzahl von Juden administrativ und faktisch „bereit zu stellen“. Der Vorsitzende des Judenrats, Ing. Adam Czerniakow, der die erstmalige Anordnung zur Bereitstellung der Abzutransportierenden entgegennehmen musste, beging Selbstmord, um dieser grausamen Forderung, welche eine „Selektion“ bedeutete, nicht entsprechen zu müssen.

Trotz Überfüllung wurden immer mehr Menschen in das Ghetto geschafft. Dessen Bevölkerung lag bei 350.000 Menschen; insgesamt wurden etwa 500.000 Menschen in das Ghetto verschleppt. Eine strikte Nahrungsmittelrationierung zog Hunger und Seuchen nach sich. Viele Ghettobewohner wurden von der SS zu Arbeiten in Großbetrieben deutscher Unternehmer und Zulieferer für das Militär gezwungen.

Das Warschauer Ghetto wurde ab dem 22. Juli 1942 im Rahmen der „Endlösung der Judenfrage“ schrittweise aufgelöst. Die Ghettobewohner wurden in Vernichtungslager geschickt, die meisten nach Treblinka. Mit den fortschreitenden Deportationswellen wurde das Ghetto räumlich verkleinert, bis es schließlich vollständig liquidiert war. Das Warschauer Ghetto wurde von der SS 1945, kurz vor Kriegsende, dem Erdboden gleich gemacht

Als das Ghetto 1940 eingerichtet wurde, musste auch Korczaks Waisenhaus ins Ghetto umziehen. Im August 1942 wurden im Rahmen der Aktionen zur „Endlösung der Judenfrage“ auch die 200 Kinder von der SS zum Abtransport nach Treblinka abgeholt.

Es gibt verschiedene Quellen, welche die Vorgänge aus der Sicht von Augenzeugen darstellen. Sie unterscheiden sich nur in unwesentlichen Details. Danach seien deutsche Gendarmen und jüdische Ordnungspolizei am 5. August in das Waisenhaus eingedrungen und hätten den sofortigen Abmarsch der Bewohner zum sog. „Umschlagplatz“ gefordert. Korczak habe die Kinder heraustreten und sich in Viererreihen aufstellen lassen. Er habe ihnen erzählt, sie gingen nun alle auf eine Reise auf das Land, fern vom Grau und von der Enge der Stadt. Sie sollten sich darauf freuen. Sodann habe er sich an die Spitze des Zuges gesetzt und sei mit ihnen mehrere Kilometer weit in guter Ordnung zum Umschlagplatz marschiert. Dies habe bei ihrem Eintreffen großes Staunen erregt, sogar bei den SS-Leuten. Einer der SS-Führungsleute habe Korczak erkannt und ihm angeboten, nicht mit den Kindern zu fahren. Vermutlich stand dahinter keine Menschenfreundlichkeit, sondern der Gedanke, dass Korczak, der im Ghetto als Respektsperson galt, lebendig für die Besatzer noch von Wert sein konnte.

Korczak habe abgelehnt und sei zu den Kindern in den Zug gestiegen. Der Zug startete sodann in Richtung Treblinka. Von da an verlieren sich die Spuren von Korczak und den Kindern.

Es ist davon auszugehen, dass Janusz Korczak, die Kinder sowie die sie begleitende Mitarbeiterin Stefania Wilcynska noch am selben oder spätestens am nächsten Tage in Treblinka vergast worden sind. Dies entsprach der gewöhnlichen Vorgehensweise der SS.

Im Jahr 2000 fand man in einem britischen Archiv die Abschrift eines Funkspruchs (des sog. Höfle-Funkspruchs), in dem die Anzahl der 1942 getöteten Juden nach Berlin gemeldet wurde. Laut dieser Quelle wurden in Treblinka bis Ende 1942 genau 713.555 Juden ermordet, akkurat gezählt von der Todesmaschinerie.

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