ALBERTA CHRISTINE WILLIAMS KING
Die Mutter des Friedensnobelpreisträgers Martin Luther King jun. ist am Morgen des 20. Juni 1974, im Alter von 70 Jahren, von einem 23 Jahre alten farbigen Studenten, Marcus Wayne Chenault, erschossen worden. Mit ihr starb ein weiteres Mitglied der Ebenezer Baptistengemeinde von Atlanta; zwei weitere wurden schwer verwundet. Er habe mit zwei Pistolen gleichzeitig so lange in die Menge geschossen, bis die Magazine leer waren. Der Schütze wurde von Kirchgängern überwältigt.
Bei seiner Vernehmung gab er an, eigentlich den Gemeindepfarrer, den Vater Martin Luther Kings, Martin Luther King sen., töten gewollt zu haben. Allein, dieser hatte nicht wie üblich den Gottesdienst geleitet. So schoss er auf dessen Frau, welche die Orgel spielte. Als Motiv gab er an, er sei von Gott geschickt worden und er habe auf Alberta King und die Anderen geschossen, weil sie Christen seien. Alle Christen seien seine Feinde. In seiner Wohnung fand die Polizei eine Liste mit weiteren Personen, auf die wohl ebenfalls Attentate verübt werden sollten. Der Mörder wurde zunächst zum Tode und später in der Berufung zu lebenslanger Haft verurteilt und starb mit 44 Jahren, 1995, im Staatsgefängnis von Jackson, an einem Gehirnschlag.
Mit dem Tod Alberta Kings wurde der Familie King innerhalb von fünf Jahren das dritte Familienmitglied entrissen; zwei davon starben durch Schüsse. Ihr Sohn, der Friedensnobelpreisträger und Bürgerrechtler wurde im April 1968 erschossen, nachdem bereits zuvor zweimal versucht worden war, ihn zu töten. Sein Bruder, Rev. A.D. Williams King, war 1969 in einem Schwimmbecken tot aufgefunden worden.
Wer war Alberta C. W. King? Eine komprimierte, jedoch treffende Charakterisierung brachte die TIME kurz nach ihrer Beerdigung:
Death brought Alberta Christine Williams King more public attention than she had ever received in her lifetime. A shy woman, "Mama" King, or "Bunch" as her husband affectionately called her, stayed quietly in the background, but many friends called her the hidden force behind her crusading son and husband. "She sounded no trumpets to call attention to her greatness," said the Rev. L.V. Booth of Cincinnati's Zion Baptist Church at her funeral.
Die Ursache ihres Todes kann daher unmöglich in ihrem Verhalten gelegen haben. Zwei Gründe bieten sich an:
Die Polizei recherchierte, dass der junge Mann von seiner Umgebung bisher als ruhig, unkompliziert und strebsam, als „netter Junge“, eingeschätzt worden war. Allerdings habe er sich zunehmend zum Einzelgänger entwickelt, hatte wenig Freunde und kaum dates. In zunehmendem Maße wirkte er skurril. Er fing an, exzentrische Thesen zu verbreiten, teilweise in der Schule sogar per Lautsprecher. Die Polizei fand einen Mann, der sich als sein geistlicher Mentor bezeichnete und der eine wirre Religion entwickelt hatte. Danach sei Gott ein Schwarzer. Auch die alten Israeliten seinen Schwarze gewesen etc..
Manches aus dem Verhalten des jungen Schützen erinnert an Vorfälle, wie sie auch aus Deutschland berichtet worden sind (2002 in Erfurt, 2006 in Emsdetten, 2008 in Winnenden), nämlich, dass junge unauffällige Menschen, durch angelesene oder indoktrinierte skurrile Thesen in eine Vereinsamung getrieben werden und ihren angestauten Weltschmerz durch Wahnsinnstaten abreagieren.
Als zweiter Grund bietet sich an, dass es in den USA erheblich leichter ist, an Handfeuerwaffen zu gelangen, als in Deutschland, obwohl auch hierzulande diesbezüglich noch erhebliche Defizite bestehen. Die US-Verfassung gesteht jedem Bürger zu, zum Zwecke der Selbstverteidigung Feuerwaffen zu besitzen. Erst am 28. Juni 2010 hat der Supreme Court in einem Urteil diese Auffassung bestätigt und einschlägige Restriktionen verschiedener Städte und Staaten (z.B. Chicago/Illinois) für verfassungswidrig erklärt.
So werden sich Vorfälle, wie der in der Ebenezer Baptist Church von Alabama, niemals vermeiden, sogar nicht einmal reduzieren lassen.
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